Die Entwicklung des deutschen Automarktes 2021/2022

Nichts wird mehr sein, wie es einmal war. Der Automobilsektor steht vor einem massiven Wandel. Branchenexperten wie Detlef Borscheid schenken auch dem „Wumms”-Paket der Bundesregierung nur wenig Vertrauen. Die Pkw-Nachfrage könnte in Deutschland ihrer Meinung weiter stagnieren. Eine Erholung sei für 2022 möglich, jedoch keineswegs gewiss. Im Gegenteil: Zunehmende Konkurrenz aus Fernost, drohende Inflationsraten, der Global Player Tesla und nicht zuletzt neue Corona-Wellen könnten den heimischen Autosektor massiv unter Dreck setzen. Doch steht es wirklich so schlecht um die deutsche Automobilindustrie? Autofranken hat die Bestandsaufnahme gemacht.

Deutscher Automarkt am Boden? Fakt ist …

Der deutsche Automobilmarkt wird aufgrund der weltweiten Covid19-Pandemie in diesem Jahr so stark – und so schnell – schrumpfen wie nie zuvor. Schätzungen für den Absatz liegen bei gut 2,85 Millionen Pkw. Dies macht ein Minus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr und obendrein das schwächste Absatzjahr seit der Wiedervereinigung 1989. Die bisherigen Zahlen verheißen wenig Gutes.

Die Neuzulassungsentwicklung ist im ersten Halbjahr dramatisch eingebrochen. Über ein Drittel weniger Autos (34,5 Prozent) wurden in Deutschland im März sowie April zugelassen. Hauptgrund dürfte der zu dieser Zeit verordnete Lockdown gewesen sein. Der gesamte stationäre Handel musste dicht machen! Probefahrten? Undenkbar! Einziger Lichtblick: Gemessen an dem etwas gestiegnen Verkaufsniveau im Sommer könnte die Nachfrage im zweiten Halbjahr 2022 etwas steigen.

Experten gehen davon aus, dass nach der Lockerung grundsätzlicher gesundheitspolitischer Maßnahmen in Kombination mit dem verabschiedeten Konjunkturpaket aus dem Juli die wirtschaftliche Kaufkraft während des zweiten Halbjahres wieder zunehmen dürfte. Klar ist jedoch, dass die Wirtschaftsleistung keineswegs Vorkrisenniveau erreicht. Das Bruttoinlandsprodukt beispielsweise wird in diesem Jahr um bis zu 6,9 Prozent zurückgehen.

Bedeutende Faktoren, die neben den verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Automobilbranche stützen könnten.

Prognosen müssen als solche verstanden werden: Sie sind und bleiben Schätzungen. Von einem totalen Zusammenbruch sollte man deshalb ebenso wenig ausgehen wie von einer V-Erholung wie man sie zum Beispiel an den Börsen bewundern konnte. Weshalb sich die deutsche Autoindustrie dennoch gut entwickeln könnte, verrät der Umfeld-Check.

  • Einige Menschen könnten ihre aufgeschobenen Käufe nachholen wollen. Die temporäre Schließung der stationären Geschäfte beziehungsweise Autohäuser machte ein „Shoppen“ schließlich unmöglich. Und bei vielen Besserverdienern gilt beim Autokauf der Grundsatz „Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben“.
  • Bisherige Unklarheiten über den Fortbestand von Verbrennern sind aus dem Weg geräumt.
  • Die Senkung der MwSt. verspricht vermehrte Käufe im zweiten Halbjahr des Krisenjahres. Es dürfte vor allem der November sein, der viele Menschen zum Autokauf bewegt hat, da die zweite Hälfte des Dezembers bereits der „Lockdown Light“ greift.
  • Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Verkaufsfördermaßnahmen intensiviert. Hersteller sowie Handel werden mit dickeren Rabatten plus Tageszulassungen ihren Absatz anzukurbeln versuchen.
  • Die steigenden Prämien für BEV- und PHEV-Fahrzeuge, die vor Kurzem im Konjunkturpaket beschlossen wurden, sollten zu steigenden Neuzulassungen führen.
  • Da die CO2-Grenzwertregelungen im Jahr 2022 verschärft werden, könnten Ende dieses Jahres stärkere Zulassungszahlen von Fahrzeugen mit hohen CO2-Verbrauchswerten entstehen.
  • Zu guter Letzt könnte die Erhöhung der Kfz-Steuer zum 1. Januar 2022 viele Menschen dazu bewegen, sich noch 2021 einen Pkw anzuschaffen, da sie nur kurze Zeit später weit mehr Geld ausgeben müssten.

Dritte Welle als größte Hürde

Die Aussichten für eine Erholung des deutschen Automarktes sind keineswegs gleich null und einige Aspekte sprechen keineswegs für eine rabenschwarze Zukunft. Dennoch bleibt zu betonen, dass die Erholung lediglich im Falle einer ausbleibenden dritten Welle eintreten dürfte. Derweil kämpfen Behörden in ganz Europa mit steigenden Fallzahlen, die das Covid-19-Virus mit sich bringt. Immerhin: Bisweilen stoßen zumindest die deutschen Krankenhäuser noch nicht an ihre Grenzen. Sollte sich dies nicht grundlegend ändern, scheint der größte Risikofaktor beseitigt.  Sollte sich diese Hoffnung bewahrheiten, spricht kaum noch etwas gegen das denkbar beste Szenario.

Das denkbar beste Szenario für die deutsche Automobillandschaft basiert auf einer zunehmenden wirtschaftlichen Erholung. Zudem werden die Arbeitslosenzahlen diesem Best-Case-Modell nach sinken; die Einkommen steigen. Viele Unternehmen, mit Ausnahme solcher aus der Gastronomie & Touristik, würden sowohl im In- als auch Ausland wieder investieren. Unterm Strich ergibt sich ein potenzielles wirtschaftliches Wachstum um 4,8 Prozent für das Jahr 2021. Unmittelbare Folge: Die Pkw-Neuzulassungsrate steigt um 12,3 Prozent auf 3,2 Millionen Pkw. Dieses denkbar beste Szenario klingt vielversprechend, würde jedoch nach wie vor bedeuten, dass 2021 nicht das Niveau von 2019 erreicht worden wäre.

Zu früh gefreut? Ein Abschwung-Szenario zum Fürchten

Sie sehen: Die Aussichten auf eine Erholung sind nicht von der Hand zu weisen, doch die „Dritte Welle“ könnte der positiven Stimmung einen Strich durch die Rechnung machen. Ein großer Teil der Analysten erwartet folglich, dass die Neuzulassungen in allen Wirtschaftszweigen deutlich sinken. Mehr noch: 2022 könnte die Nachfrage in der Gesamtheit aller Marktsegmente unter das Vorkrisenniveau sinken. Ein Szenario dieser Art könnte wie folgt aussehen.

  • Das durchschnittlich rückläufige Einkommen sowie der stetig schwächelnde Arbeitsmarkt drücken die Kaufbereitschaft der Verbraucher enorm. Beide Faktoren könnten zu einem Rückgang der privaten Nachfrage um bis zu 25,2 Prozent führen.
  • Unternehmen werden aufgrund der herrschenden Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Absatzzahlen in Verbindung mit den sinkenden Unternehmensgewinnen ihre Investitionen massiv einschränken. In der Folge würden die Flottenzulassungen großer Betriebe summa summarum um gut 20 Prozent zurückgehen.
  • Einzig die taktischen Zulassungen werden nicht allzu stark sinken und verzeichnen „nur“ einen Rückgang von 16,2 Prozent. Der Gedanke hinter dieser Überlegung ist, dass die Händler im zweiten Halbjahr versuchen, ihre eigenen Fahrzeuge zu verkaufen. Allerdings ist der Markt für junge Gebrauchte ebenfalls keineswegs positiv gestimmt und ein erhöhtes Angebot senkt die Preise, wodurch sich viele Verkäufer gegen einen Verkauf „unter Wert“ entscheiden dürften.
  • Nicht zuletzt haben Autovermieter schwer unter der Corona-Krise gelitten. Geschäftsleute arbeiten im Home-Office, Reisebeschränkungen werden massiv verstärkt und der Flugverkehr in Risikogebiete nahezu komplett eingeschränkt. In der Folge sinkt auch die Nachfrage an Reisebussen oder kleinen Personentransportern.

Fazit: Es bleibt spannend

2022 wird ein Jahr der Entscheidung. Welches Szenario sich durchsetzen mag – und welche Folgen dies auf den national sowie internationalen Autohandel hat, ist zu diesem Zeitpunkt unvorhersehbar. Sie möchten keine Neuigkeiten aus der Rubrik Automobile verpassen? Dann schauen Sie regelmäßig bei Autofranken vorbei! Wir bereiten für Sie umfangreiche Themen leicht verständlich auf und stehen jederzeit für Rückfragen zur Verfügung. Dies gilt selbstverständlich auch für unsere zahlreichen Dienste: Angefangen von der Kfz Reparatur über die Wertschätzung bis hin zum Reifenwechsel sind Sie bei Autofranken bestens aufgehoben.

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